Vor einem Jahr schrieben wir an dieser Stelle sinngemäß, dass die Polarisierung und die Zukunftsangst in der Türkei, in Europa oder sonst wo, zur Erosion unserer Werte, auf die wir so stolz sind, führt. Daran hat sich leider nichts geändert. Es ist beängstigender geworden. Man kann sich fragen, warum dann ein Filmfestival gerade in diesen Zeiten?

Im Jahre 2011 gewann Seyfi Teoman mit seinem Film „Unsere große Verzweiflung“ den Hauptpreis unseres Filmfestivals. In seinem Film zeigte er uns in seiner ihm eigenen einfühlsamen und eindringlichen Art und Weise, dass es trotz der verzweifelten Lage der Protagonisten, ein Licht am Ende des Tunnels gibt.

Immer wieder sind es Kunst und Künstler, denen es gelingt, eine Brücke zwischen Verzweiflung und Hoffnung zu schlagen. Umso wichtiger ist es, dass wir diese Kunst und Kultur als einen wesentlichen Bestandteil unseres Lebens pflegen. Sie gibt uns die Energie und Kraft und weist den Weg, auch im Dunkel eines Tunnels. Gerade deshalb verdienen Künstler mit ihrem spezifischen Blick auf das Leben immer wieder unsere besondere Aufmerksamkeit.

Auch in seiner 22. Ausgabe versteht sich das Filmfestival Türkei Deutschland als Plattform dieser Künstler. Wir möchten Ihre Aufmerksamkeit wecken und Sie einladen, in den Dialog mit den Filmschaffenden und ihren Werken zu treten.

Wählen Sie aus 40 Filmen aus, diskutieren Sie mit uns und den Filmschaffenden und freuen Sie sich über die zahlreich anwesenden Gäste. Ich verspreche Ihnen, es lohnt sich. Trotz aller Probleme, Behinderungen und limitierten Möglichkeiten hat das Festivalteam ein Programm auf einem hohen Niveau zustande gebracht, das seinesgleichen sucht. 40 Filme und über 50 Künstler aus beiden Ländern werden uns die Gelegenheit geben, ihre Perspektiven und ihr Bild des Zeitgeschehens kennenzulernen. Jetzt sind Sie aufgerufen, um ihr eigenes Festival aus diesem reichen Programm zu gestalten. 

Unsere diesjährigen Ehrenpreisträger sind zwei Künstler, die mit ihren Bildern mehrere Generationen von visuellen Künstlern nachhaltig beeinflusst und für die Kommunikation zwischen Kulturen weltweit gesorgt haben: Jürgen Jürges und Ara Güler kommen nach Nürnberg, um bei der Eröffnung mit Ihnen zusammen zu sein. Einen anderen Künstler, unseren Ehrenpreisträger vom Jahre 2008, ehren wir anlässlich seines 50. Bühnenjubiläums, mit einem Sonderprogramm: Zülfü Livaneli, Musiker, Regisseur und Schriftsteller.

Möge das Festivalprogramm ein kleiner Lichtblick in diesen schwierigen Zeiten sein.

 

Adil Kaya

Festivalpräsident